Christian Ahmels

3. Tag: Mittwoch, 24. August

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Der vorherige Tag hat mich ziemlich geschlaucht, aber langsam komme ich in Form. Immerhin habe ich keinen Muskelkater und kann noch schmerzfrei sitzen.
Die Unterkunft hat sich nicht gelohnt. Der Besitzer war zwar nett, aber außerst neugierig. Preis-Leistung wäre akzeptabel gewesen, hätte er mir das Doppelzimmer zum Einzelpersonen-Preis gegeben. Hat er aber partout nicht wollen. Und damit war die Übernachtung nicht lohnenswert. Immerhin war ich nicht der einzige Gast, die Unterhaltung mit den beiden anderen Familien am Frühstückstisch war recht amüsant.
Der Tag startet mit blauem Himmel. Vor mir liegt Weideland mit leichten Anhebungen. Die Wege sind asphaltiert und ein Paradies für entspanntes Fahrrad-Fahren. Hier muss man sich wenig konzentrieren auf die Beschaffenheit der Wege, denn die sind in der hohen Qualität vom vortägigen Vulkan-Weg.

Nach gemütlicher Fahrt erreiche ich als ersten Höhepunkt Schloss Eisenbach, dass im Vormittagslicht erstrahlt. Die Anlage kann man einfach umrunden, sie hat etwas malerisch Verträumtes an sich. Ich biege nach Norden ab mit Ziel Alsfeld.
Auf kleinen Landstraßen geht es immer wieder hoch und runter, die Anstiege sind jedeoch nicht allzu lange. Die Beschaffenheit der Straße ist akzeptabel, die einen und anderen Ausbesserungsarbeiten stehen wohl in den nächsten Jahren an.
Es kommt der Radweg nach Alsfeld, wie üblich gut ausgeschildert. Führt durch verträumte Ecken fern vom Verkehr, später kann ich im Panoramablick die entgegenkommende Regionalbahn erkennen. Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Ich nähere mich Alsfeld, der Radweg führt durch Parks direkt an einem belebten Freibad vorbei. Bei den sommerlichen Temperaturen wäre ein Besuch jetzt angenehm, mit dem Gepäck nicht so praktisch. Gegenüber liegend dieser Teich.

Der Weg führt unter dieser Bahnlinie hindurch. Die Zeit scheint still zu stehen.

In Alsfeld könnte man sich einfach verlieben. Tolle Architektur, kein hektisches Treiben, es wird was geboten für das Auge.

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Das Zentrum. Leider wird der freie Blick etwas getrübt durch den Liefer-LKW. Aber ansonsten ein Anblick wie auf einem Puzzle.

Der nächste Etappenpunkt heißt Schwalmstadt. Außerhalb des Städtchens treffe ich wieder auf Radwege, die feste Bezeichner haben (z. B. R1). Einer davon führt in meine Richtung.

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Es geht auf eine kleine Anhöhe am Wald. Oben angekommen hat ma einen herrlichen Blick über die Landschaft.

Der Radweg ist abwechslungsreich und schlängelt sich so durch die Landschaft. Am Ende geht es zurück auf die Straße. Ich erreiche Schrecksbach und die Sonne brennt. Jetzt ein Supermarkt, wäre Gold wert. Und da kommt er auch schon wie gerufen, der typische Dorf-Edeka-Laden. 12:55 Uhr. Bei den Temperaturen ist hauptsächlich Flüssigkeit angesagt. Kurz nach meinem Verlassen schließt der Laden. Das nenne ich Timing. Die auf dem Land bekannte Mittagspause ruft.
Zurück auf der Landstraße entdecke ich einen Rastplatz mit Beschilderung. Es wird schon einiges getan für das Wohl des Fußvolkes.

Der Radweg führt gemütlich weiter links von der Hauptstraße, immer wieder gesäumt von Baumalleen. Sehr angenehm, wenn die Sommersonne niederbrennt.

Plötzlich erreiche ich diesen Bahnhof vor Schwalmstadt. Aber weit und breit keine Gleise geschweige denn ein Zug. Nur eine Touristenattraktion. Hat was Beschauliches.

In Ziegenhain biege ich nach Nord-Osten ab Richtung Frielendorf. Nach wie vor ein abwechslungsreicher Radweg, bietet immer wieder Kleinigkeiten für die Sinne. Nach dem Dorf geht es im Wald parallel zu der stark befahrenen Bundesstraße. Dort wird auf einer längeren Strecke gebaut, damit bilden sich immer wieder Fahrzeugschlangen.

Es geht durch Gebersdorf, ein wohl gängiger Name, denn den Namen gibt es in Nürnberg auch als Ortsteil.
Ich erreiche Frielendorf und nehme den Radweg nach Borken. Zunächst komme ich auf der Landstraße gut voran, parallel erscheint dann der Radweg. Allerdings ist dieser permanent durchzogen von Baumwurzeln, so dass mein Gepäck manchmal ordentlich durchgeschüttelt wird. Es bietet sich reichtlich Gelegenheit, hier mal frei in die Natur abzulästern. Aber das sollte noch nicht der Höherpunkt sein.
Bei Nassenerfurth finde ich einfach keinen guten Radweg. Hier hätte ich mal die Straße auswählen sollen. Stattdessen probiere ich erst links um den Borkener See: Schotter-Weg. Danach rechts um den See, erst guter Waldweg, dann gröbster Schotter. Ich bleibe dabei und schiebe. Das Drama für's Rad ging durch Acker und Wald, nur langsame Schieberei und Berg hoch. Nach einer Ewigkeit geht's wieder runter nach Borkum. Von der Stadt sehe ich wenig Spannendes, hier will ich nur weg.
Der Radweg nach Wabern ist dagegen eine Wohltat. Erst vor Wabern wird es wieder durchwachsen, aber kein Vergleich zu vorhin. Die Gegend ist lieblich und zeitlos.

Mein angepeiltes Ziel für heute ist Naumburg. Daher mache ich einen Schwenk nach Westen Richtung Fritzlar. Die Straße hat mich wieder. Für heute reicht es mit den Radwegen. Nach einigen Kilometern mit Autoverkehr schwenke ich in Zennern nach Norden, es wird wieder ruhig. Die Anhöhen sind zurück, es heißt von Zeit zu Zeit hochpuckeln.
Nach Werkel und Haddamar geht es richtig hoch. Zum Glück bietet der angrenzende Wald Schatten. In Züschen geht es auf die Zielgerade nach Norden. Es ist früh am Abend, genügend Zeit, um mein Ziel zu erreichen.
Die Straße verläuft durch malerische Landschaft und ist erstaunlich einfach zu fahren, kleine Höhenunterschiede kaum zu merken.
Eigentlich sollte Naumburg aufgrund seiner Größe genügend Unterkunftmöglichkeiten bieten. Ich verschaffe mir einen Überblick, muss aber feststellen, dass die Möglichkeiten sehr übersichtlich sind. Ein Hotel hat zu, diverse Pensionen öffnen nicht, ein Restaurant hat zwar offen und Kundschaft, aber will heute nicht. Google Maps bietet mir Hotels an in Namburg mit 250 km Entfernung (Naumburg an der Saale). Schließlich frage ich auf dem Berg in einem Restaurant nach. Die beiden jungen Bedienungen sind derart freundlich und engagiert bei der Sache, nutzen ihre Mobiltelefone ausgiebig, müssen allerdings ebenfalls feststellen, dass es nicht so einfach ist. Die Frau ruft sogar noch ihre Mutter an, die immer was wüsste. Nach etlichen Telefonaten finden sie zum Glück ein Hotel etwa 10 km entfernt. Sie bieten sich sogar noch an, mich mit dem Auto samt Rad dorthin zu fahren. Welch ein Service. Da soll einer noch was lästern auf unsere Jugend. Ich lehne dankend ab, mit meiner Beleuchtung möchte ich das selber schaffen. Der Mann schreibt mir die Route auf (parallel zu Google Maps auf meinem Smartphone) und erklärt sie mir noch. Wäre nicht so schwer zu finden.
In der Abenddämmerung gegen 21 Uhr trete ich nochmals richtig in die Pedale. Das Hotel ist informiert über meine Anfahrt. Der Weg ist wie beschrieben einfach zu finden. gegen 21:45 Uhr erreiche ich den abgelegenen Ort Bad Emstal .
Happy end. Der Ober serviert mir noch mit seiner äußerst freundlichen und offenen Art 2 Pils, da noch Kunden im Biergarten sitzen. Das Zimmer sieht einfach aus, hat aber alles, was man braucht. Wieder ein gelungener Tag.